Geschichten aus Soest 1958

Soest in den 1950 er Jahren. Zwei Damen auf dem Weg zur Gaststätte Osterkamp
Soest in den 1950 er Jahren. Zwei Damen auf dem Weg zur Gaststätte Osterkamp

Wir gehen heute mal zurück in die 1950er Jahre und lesen Geschichten aus Soest – 1958 . Dieses Jahr war, wie überall sonst, auch in Soest die Zeit des Wiederaufbaus und des beginnenden Wirtschaftswunders.
Wir erinnern uns wie es damals in Soest ausgesehen hat. Diese kleine westfälische Stadt am östlichen Rand des Ruhrgebiets ist und war meine Stadt, in einem Landkreis wie man ihn sich ländlicher kaum vorstellen könnte. Man erinnert sich an kleine Dörfer mit Bauern, die teilweise noch mit ihren Kaltblüter Pferden den Acker bestellt haben. Kurz vor der Kirmeszeit ging die Zuckerrübenernte los, und die Bauern der Börde brachten ihre Zuckerrübenernte nach Soest zur Zuckerfabrik.

Mit Mantel und Hut in die Stadt

Es war eine Zeit, in der die Herren mit Mantel und Hut in die Stadt gingen. Die Damen ließen es sich nicht nehmen, sich mit kleinen Hütchen, vor allen Dingen an Sonntagen, herauszuputzen.

Der Kirchgang am Sonntag ging dann auch in die Petrikirche und den Dom. Oder eine andere der vielen Kirchen aus Grünsandstein ist Soest. Die Sonntagskleidung war in der Regel dunkel und fein. Ein großer Teil der Soester ging sonntagsmorgens in die Kirche und wer es sich leisten konnte, hat dann nachher am Sonntagmittag seinen Sonntagsbraten gegessen. Den hatte man beim Metzger, oder wie manche sagten, beim Fleischer gekauft. Einen Supermarkt mit Fleischtheke gab es noch nicht. Die Metzgersfrau, sie stand in der Regel hinter der Theke und verkaufte, schrieb die Beträge der einzelnen Waren mit einem dicken Bleistift auf das Einpackpapier. Manchmal alte Zeitungen und keine Plastiktüte wie heute.

Weiße Schürzen am Sonntag

Die gute Hausfrau hatte am Sonntag ihre blütenweiße Schürze getragen, ein besonderes Zeichen das Sonntag war. Kartoffeln und Gemüse kamen aus der Soester Börde, oder aus dem eigenen Garten. In und bis zu dieser Zeit wurden unzählige Wohnungen und Häuser in Soest gebaut. So im Norden rund um die Friedrichstraße und auch im Soester Süden.

Kindergarten und Schule

Das Kinder in den Kindergarten gingen war eine Ausnahme. Im Tabrock war ein „evangelischer Kindergarten“, ein paar Meter weiter etwas später ein “katholischer”.
In der Regel gingen die Kinder, wenn sie 6 Jahre alt geworden waren in die Schule und das war eine Volksschule. 
Die kleinen i-Männchen kamen, so wurde es genannt: Ostern in die Schule. Nach den Osterferien ging es los. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit:  es gab in Soest die Thomäschule, die Wiesenschule, die Marienschule, die Patroklischule und auch noch andere. 

Und immer genau getrennt nach Konfession: evangelisch und katholisch. Gymnasien waren „das Alde“ und das „Archi“, in der Zeit nur für Jungen. Mädchen gingen in das Hildegard-Lyzeum am Paradieser Weg, das Mädchengymnasium. Heute die CRRS-Realschule.

Altstadt mit Autoverkehr und kleinen Geschäften

In der heute weitgehend autofreien Altstadt war damals ziemlich was los. Es gab noch keine Fußgängerzone und auch keinen autofreien Marktplatz. Linienbusse hielten direkt vor dem Rathaus in der Rathausstraße und der Marktplatz war ein beliebter Parkplatz, wenn man einkaufen ging. Dazu ging man in viele inhabergeführte Geschäfte in der Brüderstraße und der Rathausstraße. 

Ohne Supermarkt zu sein, gab es dort ganz einfache Lebensmittelgeschäfte. Besondere Waren hießen Kolonialwaren, wie Kaffee, Kakao, Rum und ähnlich besonderes. 

Lebensmittelgeschäfte waren Stolper am Petrikirchplatz, in der Ulricherstrasse und am Hoher Weg, Tengelmann in der Rathausstrasse, Hill in der Brüderstrasse usw.

In der Zeit war es noch sehr besonders, eine Tasse Bohnenkaffee wie es hieß zu trinken. Einfacher Kaffee war „Muckefuck“, ein Malzkaffee, geröstetes Malz eben. Mit Wasser aufgegossen und dunkelbraun bis schwarz. Kaffee? Eher nicht, wurde aber als Kaffee getrunken. 
„Bessere Leute“ gingen nach dem Einkauf in Café `s, Cafe Aecker in der Brüderstraße 9 oder Cafe Fromme am Markt.  Brechtmann, wo heute Eiscafé Venezia ist, und Pesel-Gäste sind im ehemaligen Café  Linpinsel.

Wir stellen uns die Sandwelle vor. Vom Hansaplatz zum Markt, die Sandwelle endet am Restaurant Wilder Mann. Heute eine enge Fahrradstraße und Fußgängerbreich. Auf alten Bildern sieht man: Es gibt ein Überholverbot in der schmalen Straße. Wurde dort wirklich überholt in der schmalen Sandwelle? Man mag es sich kaum vorstellen.

Die Sandwelle in Soest
Die Sandwelle in Soest

Krankenhäuser, Ärzte und Apotheken

Die Krankenhäuser in Soest waren das Marienhospital, wie es damals genannt wurde, und das Stadtkrankenhaus am Steingraben. Die Krankenschwestern im Marienhospital waren Nonnen, die ein recht strenges Regiment führten. Der Verfasser hat keine besonders guten Erinnerungen an dieses stark katholisch geprägte Haus.

Das Stadtkrankenhaus am Steingraben hingegen war eine angenehme Alternative. Heute befinden sich dort Eigentumswohnungen, und das Stadtkrankenhaus existiert nicht mehr. Es wurde 1977 am Senator-Schwartz-Ring neu eröffnet, später umbenannt zum Klinikum Stadt Soest und in diesem Jahr mit dem Marienkrankenhaus fusioniert. Heute ist es als christliches Klinikum Soest bekannt.

Ärzte und Apotheken waren noch nicht so viele in Soest. Die bekanntesten Ärzte waren Dr. Geisthövel am Brüdertor und Dr. Jaspert am Hansaplatz. 
Apotheken? Am Brüdertor, Adlerapotheke am Petrikirchplatz, Engelapotheke am Markt und Schwanenapotheke am Potsdamer Platz. Das war´s in der Altstadt.

Freizeit im Kino, Kneipe und Freibad

Die im Jahr 1958 beliebten Filme aus der Nachkriegszeit konnte man in mehreren Kino´s sehen. In der Brüderstrasse die Lichtburg, dort finden wir heuet H&M Bekleidung. An der Marktstrasse das Burgtheater, Im Grandweg das Universum und in der Straße Krummel die Filmbühne.

Soest - Das Kino Filmbühne in Soest Am Krummel
Historische Bilder aus Soest – Das Kino Filmbühne in Soest Am Krummel

Unzählige Kneipen fand man in der Stadt. Manche gibt es heute noch und sind zu feinen Restaurants geworden. Wie zum Beispiel das Pilgrim-Haus und der Wilde Mann. An der Stiftstrasse war Am Kamin, Auf der Borg die Tenne, der Goldene Arm am Brüdertor. Nicht zu vergessen der Osterkamp an der Walburger Straße und so viele andere. Den Kamin und die Tenne gibt es heute nicht mehr.

Am Feldmühlenweg war noch viele Jahre länger das Soester Freibad. Da konnte man für einen kleinen Eintrittspreis den Tag verbringen. Die später sehr beliebten Pommes gab es 1958 noch nicht, aber Süßigkeiten wie Nappo´s, Brausepulver und Limonade gab es. Nur konnte man sich solche Leckereien nur in Ausnahmefällen leisten.

Für heute ist die Geschichte hier zu Ende

So soll diese kleine Zeitreise in die Soester Geschichte zum Jahr 1958 zu Ende gehen. Fehlt Euch etwas wichtiges in dieser Geschichte? Dann schreibt mir gerne. Villeicht wird daraus ja eine neue Geschichte aus der alten Hansestadt Soest.

Guet goan-wuierkommen nit vergetten!

1958 – Soester Geschichte: Jetzt buchen und entspannt entdecken!
Erleben und hören Sie Soester Geschichte
Dauer: Ungefähr 90 Minuten
Wir gehen zusammen auf eine Zeitreise in das alte Soest, auch an Orte aus dieser Geschichte!
👉 Hier geht’s zur Buchung  oder rufen Sie direkt an unter 02921 / 343 450 oder 0172-1072449
Sichern Sie sich jetzt Ihren Wunschtermin


©Werner Tigges-stadtfuehrung-soest.de