Anna und häusliche Gewalt in der Soester Börde

Hexenverfolgung in Soest

Dom und Petrikirche in Soest ©Werner Tigges
Dom und Petrikirche in Soest ©Werner Tigges

So könnte es heute in der Zeitung stehen, wenn man, wie bei uns,  von ordentlicher Justiz und demokratischen Gesetzen ausgehen kann:

„Zu einem Fall häuslicher Gewalt, an dessen Ende der Tod eines kleinen Mädchens stand, wurde in der Soester Börde bekannt. Anna W. , die in zweiter Ehe mit dem Johann W. in der Nähe der Dörfer Einecke/ Eineckerholsen lebt, zeigte Ihren Ehemann an, er habe die kleine Tochter mit einem Gartengerät erschlagen. Das wurde von Johann W. bestritten, im Gegenteil behauptete der, seine Ehefrau Anna W. habe das Kind mit einem Getränk zu Tode gebracht. Der Nachbar Hermann H. und bekannte des H. haben das so bestätigt.
Daraufhin wurde Anna H. festgenommen. In den folgenden Verhören gab sie alles zu. Wie bekannt wurde, ist Johannes H. trotz der schwerwiegenden Aussage seiner Frau  Anna als unschuldig zu betrachten.
Die Geschwister des getöteten Mädchens, Lips und Lambert H., wurden ebenfalls als Mittäter überführt.

Johannes H. lebt weiter in seinem Heimatdorf.“

Aber so ist es nicht gewesen!

In Wirklichkeit hat sich alles viel gewaltsamer und schlimmer ereignet!

Es geschah vor wahrscheinlich 430 Jahren in den Dörfern rund um Einecke. Der Bauer Johann W. drangsalierte seine Frau und Kinder unermesslich. Das führte so weit, das er seine kleine Tochter mit einer Forke erschlug, oder erstach. Seine Frau Anna zeigte den Mörder ihrer Tochter an, und es kam dazu, das der Mörder behauptete, seine Frau Anna hätte das kleine Mädchen totgezaubert. Der wohlhabende Bauer Hohoff und der Bruder des Mörders verleumdeten und beschuldigten die arme Anna H. als Hexe. So kam sie und ihre Söhne Lips und Lambert, die gleich mitbeschuldigt wurden, vor den Soester Richter, wegen Hexerei!

Wahrscheinlich können wir uns heute nicht vorstellen, wie die „peinliche“ Befragung der Beschuldigten ablief. Mit dem Wort Folter kann man wohl nur die Leiden oberflächlich beschreiben.
Aber: Anna H. hat alles zugegeben, und der Mörder Johann H. war rehabilitiert. Es wurde festgestellt,  das Anna mit einem „teuflischen schwarzen Kraut“ das Kind getötet hat, um es von den Übergriffen de Johann W. zu erlösen. Sie gab zu, eine Hexe zu sein, und damit war ja alles geklärt.
Der Rat der Stadt Soest verurteilte Anna W.  zum Tod durch verbrennen, der Mörder und Ehemann ging straffrei aus!!
Die Söhne Lips und Lambert wurden ebenfalls gefoltert und verbrannt.

Durch weitere Denunziationen wurden weiter Personen als Hexe oder Zauberer beschuldigt, es gab eine Prozesswelle mit vielen Opfern.

Auch das war Soest! Im Zeitgeist der Hexenverfolgung wurde unbekümmert Unrecht zu Recht!

Wir können froh sein, in anderer Zeit zu leben.

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