Der Tag eines Schülers in Soest 1960

Historische Bilder aus Soest - Das Osthofentor
Historische Bilder aus Soest - Das Osthofentor für stadtfuehrung-soest.de

Wie war das in den 1960 er Jahren in Soest, wie verbrachte man als Kind seinen Tag? Wie war der Tag eines Schülers in Soest 1960 ?

06.30 Uhr beginnt der Tag eines Schülers in Soest 1960


Das Kinderzimmer wurde natürlich mit Bruder oder Schwester geteilt. Wenn es ein Kinderzimmer gab, denn das war nicht selbstverständlich. Mancher schlief noch im Schlafzimmer der Eltern, die Wohnungen waren klein. Kleiner als heute in den 2020 er Jahren.
Manchmal waren die Eltern schon zur Arbeit unterwegs, dann wurde man nicht geweckt. Ein laut tickender Wecker mit Feder zum Aufziehen klingelte mit rasselnder Lautstärke. Fortschrittlich waren Leuchtziffern und -Zeiger.

06.45 waschen, anziehen und so…

Waschen in der Küche, am Spülstein.  So hieß das Teil, viereckig in der Küche mit einem Wasserkran. Aus dem kam nur kaltes Wasser. Waschen und Zähneputzen dort. Im Winter war der Kohleofen meistens schon warm, damit auch die Küche.
Wenn der Ofen morgens noch nicht gebraucht wurde und es draußen nicht sehr kalt war, blieb er aus. Die Küche war oft kalt.

07.00 Uhr Frühstück

Je nach Jahreszeit warme Milch oder Wasser, oder Saft zum Butterbrot aus leckerem Graubrot. Beschmiert mit Margarine, Butter gab es nur selten. Wurst oder Schinken aus eigener Herstellung. Ein Mal im Jahr wurde ein Schwein geschlachtet, verwurstet und eingekocht.

Beim Frühstück schon Zeitung lesen, die gab es täglich. Immer.
Schulbrot schmieren, mit Leberwurst und Käse.

07.30 Uhr Der Weg zu Schule

Der Schulweg vom Soester Norden zur Thomäschule dauerte zu Fuß ungefähr eine halbe Stunde. Später mit dem Fahrrad ungefähr die Hälfte. Man erlebte zunächst spannende Sachen. An der „Hohe Brücke“ konnte man die Zeit vergessen und der Bahn beim Rangieren zusehen. Und fast jeder Junge kannte die Typen der Lokomotiven. Und das waren Dampfloks. Herrliche Maschinen mit weißem oder schwarzem Wasserdampf. „Was ist eigentlich eine Dampfmaschine?“ Wir erinnern uns. 
Weiter am Friedhof entlang bis zum Hohen Weg mit der Schmiede an der Ecke. 

Dort wurden oft Pferde beschlagen und das glühende Hufeisen eingepasst. Das Horn der Hufe qualmte dann und die ganze Straße roch intensiv danach. Da mußte man einfach zusehen und zu spät zur Schule kommen.

8 Uhr bis halb eins in der Schule

In der Schule war es bestimmt nicht anders als heute. Die Zeit nahm kein Ende. Das wurde gefühlt noch schlimmer als die Kirche gegenüber (Schiefer Turm) eine Turmuhr bekam. Alle zwei Minuten hingesehen, fast kein Fortschritt. „Wenn doch bald die Stunde vorbei wäre.“
In der Pause gab es Milch oder Kakao von der Soester Molkerei. Milchgeld wurde jede Woche eingesammelt. Die vermeintlich wohlhabenden Kinder stattdessen mit Joghurt zum Butterbot.
Highlight war der Auftrag im Kartenraum Landkarten zu holen. Das war im Lehrmittelraum deutlich interessanter als der Unterricht mit Lehrer.
Mobbing gab es in der Schule auch. Das ist keine Erfindung heutiger Zeit. Die Opfer mussten damit fertig werden. Sozialarbeiter und Schulpsychologen gab es noch nicht. 
Strafarbeiten oder Ohrfeige vom Lehrer wurden zu Hause auch kommentiert: „Wird schon seinen Grund haben.“

Heimweg nach Hause mit den gleichen Erlebnissen wie morgens.

14 Uhr Hausaufgaben und dann nach draußen!

Mittagessen, dann schnell Hausaufgaben und ab, nach draußen. Auf der Straße „die anderen“ getroffen. Nach und nach kam jeder raus. 
Opa hat einen Handwagen. War nicht erlaubt, aber sehr gut zu gebrauchen für Handwagenrennen. Lenken mit der senkrechten Deichsel geht nicht so richtig gut. Im Graben gelandet. Kurze Hose und Brennnesseln ist keine gute Kombination. Aber egal. Weiter geht’s. Deichselbruch war blöd, das gab natürlich immer großes Theater. Aber das wurde repariert. Ein paar Tage später gings wieder neu los.

Zwischendurch Hunger? Kein Problem. Ins Haus, Scheibe Brot abschneiden, Margarine drauf und Zucker drübergestreut. Aufessen, weiter gehts.

Ein Nachbar bekommt einen ganzen LKW voll Sand oder Splitt. Supergroßer Sandkasten. Sofort wird der Sand als Spielplatz übernommen. 
Mit dem Roller auf der Straße war gefährlich, ein Sturz machte IMMER offene Knie. Und mit dem Dreck blieben die sehr lange so. Der Straßenbelag war grober Split.

Große Errungenschaft: Das erste Fahrrad. Getauscht gegen einen Roller, den Nachbarn gebrauchen konnten.  Win-Win-Situation.  Nachbarn brauchen einen Roller, ich ein Fahrrad. Kostenloser Tausch, super Deal. Das Fahrrad machte unabhängig. Man war so frei, „weit“ weg zu fahren.
Im Sommer manchmal Federball und auch mal ins Freibad. 
Aber um sechs Uhr war Schicht. Alle Mann nach Hause. Fertig machen für das Bett.

Das Haus hatte zunächst keine Zentralheizung, dafür Öfen. Und die Kohlen dafür wurden mit dem Handwagen geholt. Für sowas war der eigentlich da. Nicht für unsere Rennen. Also zu Fuß zum Kornhaus am Osthofentor (Raiffeisen) und voll beladen zurück. Ein Opa und zwei Kinder schieben und ziehen den mit 5 Zentnern Kohle voll beladen Handwagen nach Hause. Kohlen in den Keller und die Wohnung konnte wieder warm werden.

18 Uhr Abendbrot und fertigmachen für das Bett

Die Spuren des Nachmittags mussten natürlich abgewaschen werden. Und dann gab es Abendbrot. Eigentlich so wie morgens. Butterbrote mit Käse und Wurst. Tee oder Milch. Dann Zähneputzen. Und als es einen Fernseher gab, noch ein bisschen Fernsehen gucken. 
Was gab es da? Fred und Wilma Feuerstein, Rosaroter Panther oder die schnellste Maus von Mexiko, Speedy Gonzales. Und Jerry Cotton, Detektiv mit riesigem Straßenkreuzer. 
Nachmittags manchmal eine Ratesendung: Sport-Spiel-Spannung. Da konnte man viel lernen. Auch triviales natürlich. Der Showmaster war ein „uralter Mann“.
Halb acht ging es ans Schlafen. Man sollte doch ausgeschlafen am nächsten Tag in die Schule kommen.

Und wie das so ist, am nächsten Tag beginnt wieder der Tag eines Schülers in Soest.
©2023 Text Idee und Bilder Werner Tigges

Schule zu Ende, und jetzt arbeiten im Jahr 1966, mehr dazu gibt es hier>>

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