Kapelle der elftausend Jungfrauen in Soest

Jungfräuliches Soest endlich bewiesen!

Stiftstrasse 55 in Soest - Das Bild zeigt die Mauer des ehemaligen Walburgisstift. Hinter dieser Mauer dürfte die Kapelle der elftausend Jungfrauen gewesen sein. ©Werner Tigges
Stiftstrasse 55 in Soest - Das Bild zeigt die Mauer des ehemaligen Walburgisstift. Hinter dieser Mauer dürfte die Kapelle der elftausend Jungfrauen gewesen sein. ©Werner Tigges

Elftausend Jungfrauen!

Der neue historische Atlas westfälischer Städte ist endlich angekommen. Beim Blättern gibt es viel spannendes zu finden.
Aber eines fiel dann doch sofort auf: Es gab in Soest eine Kapelle der elftausend Jungfrauen!

Was heute mindestens erstmal ungläubiges Erstaunen verursacht, war zu Zeiten des Walburgis Stifts in Soest Mittelpunkt einer Kapelle. Diese gibt es seit dem Abriss des Walburgis Stifts in den 1820er Jahren nicht mehr.
Ich weiss nicht, ob die Zahl 11.000 damals für Soest realistisch war, aber wegen des Bezugs zu Soest wurden sie ja auch nicht verehrt.

Ich habe dazu bisher nur bei Wikipedia etwas gefunden, dort steht zu der Verehrung einer heiligen Ursula von Köln, daß eine Ursula im 4. Jahrhundert gelebt haben soll, ihre wirkliche Existens ist aber nicht belegt. Sie gilt heute als reine Legendenfigur.

Aber „Ursula“ hat geträumt! Und das kam der Überlieferung nach so:
Nach den mittelalterlichen Legenden stammte Ursula aus der Bretagne und lebte im 4. Jahrhundert († angeblich 383). Nach der Legenda aurea soll die bretonische Königstochter Ursula den Aetherius heiraten, Sohn des heidnischen Königs von England. Sie willigt ein, stellt allerdings drei Bedingungen, die der Bräutigam auch erfüllt: Innerhalb einer Frist von drei Jahren soll Prinz Aetherius getauft werden; eine Schar von zehn Gefährtinnen und 11.000 weiteren Jungfrauen soll zusammengestellt und eine gemeinsame Wallfahrt nach Rom unternommen werden.“

Und weiter heisst es dort: „Die Zahl 11.000 geht vermutlich auf einen Lesefehler zurück. In frühen Quellen ist zugleich auch von nur 11 Jungfrauen die Rede. Wahrscheinlich wurde die Angabe „XI.M.V.“ statt als „11 martyres virgines“ fälschlich als „11 milia virgines“ gelesen.

Im 12. Jahrhundert wurden zahlreiche Namen der Jungfrauen hinzuerfunden. Vor den Toren der Stadt Köln hatte man ein ehemaliges römisches Gräberfeld entdeckt, das man für den so genannten Ager Ursulanus (lat. = Ursula-Feld) hielt. Die ausgegrabenen Knochen wurden den 11.000 Jungfrauen zugeschrieben und als Reliquien verkauft.“

Im Walburgis Stift an der Stiftstrasse in Soest fand man wohl die Überlieferung ausreichend und benannte eine Kapelle auf dem Stiftsgelände nach eben diesen elftausend Jungfrauen. Zumindest diese 11.000 gab es wohl nicht wirklich oder wurden einfach großzügig gezählt.
Aber wichtiger war wohl, das man was zu verehren hatte. Auch, wenn  selbst die Überlieferungen viele Jahrhunderte nach dem angeblichen Ereignis entstanden sind.

Heute ist auf dem ehemaligen Gelände des Walburgis Stifts das Landesbehördenhaus, bis Mitte/Ende der 80er Jahre war dort die Soester Polizeistation.

Stiftstrasse 55 in Soest - Das Bild zeigt die Mauer des ehemaligen Walburgisstift. Hinter dieser Mauer dürfte die Kapelle der elftausend Jungfrauen gewesen sein. Ansicht von der Brüder-Walburger-Wallstrasse ©Werner Tigges
Stiftstrasse 55 in Soest – Das Bild zeigt die Mauer des ehemaligen Walburgisstift. Hinter dieser Mauer dürfte die Kapelle der elftausend Jungfrauen gewesen sein. Ansicht von der Brüder-Walburger-Wallstrasse ©Werner Tigges

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Saint Ursula (german school, XVI-th cent.) Français : Sainte Ursule (école allemande du XVIe s.) Author Spiridon MANOLIU

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